Meine Weingärten spannen sich in verschiedenen Expositionen über den Ruster Höhenzug, dem südlichen Ausläufer des Leithagebirges. Sie befinden sich auf Hochplateaus, in der Ebene und auf Hängen, die meist in sanften Wellen abfallen. Ihre Böden sind meist seicht, doch manchmal auch tiefgründig, oft sonnendurchflutet und warm, gelegentlich aber auch kühl und schattig. Manche eignen sich für Blaufränkisch und Pinot noir andere für Welschriesling und Pinot blanc, viele basieren auf Kalk manche auf Schiefer und wieder andere auf Braunerde. Alle haben ihre eigene Geschichte. Man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, sie zu erzählen.
RIED SATZ
Die Satz ist seit Menschengedenken eine Riede für weiße Sorten. Mein Großvater setzte seinen Welschriesling in den Aktivkalk der Riede und hoffte einen Wein ins Glas zu bekommen, der burgenländische Frucht mit burgundischer Textur verbinden würde . Und allzu weit lag er mit dieser Idee nicht daneben. Die Satz lässt aber auch Platz für eine rote Ausnahme. Pinot noir wurzelt seit über 50 Jahren in seinen Böden und genießt nicht nur den hohen Kalkgehalt, sondern auch die kühlen Voraussetzungen, die aus dem Norden eindringenden Luftmassen geschuldet sind.
RIED GOLDBERG
Der Name spricht Bände. Wobei du das Gold im Berg auch durch Glimmerschiefer ersetzen könntest. Denn darauf baut die Lage. Der Goldberg ist vom See abgewandt und einer am Leithagebirge entlangwehenden kühlen Thermik aus dem Norden ausgesetzt. Da sich Schieferböden jedoch leicht erwärmen, kommt es auch hier, wie schon im Marienthal zu einem warm-kalten Kontrast, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: kalter Boden + warme Luft = Marienthal, warmer Boden + kühle Luft = Goldberg. Beide Rieden bieten Blaufränkisch ideale Bedingungen, wobei sie sich trotz einiger Überschneidungen deutlich unterscheiden. Die Weine vom Goldberg sind weicher, wärmer, feiner und zugänglicher, sie setzen der Wucht und Robustheit des Marienthal Eleganz und Charme entgegen. Beiden gemein ist durchdringende Energie, Vitalität, Aromenvielfalt und immenses Potenzial.
RIED MARIENTHAL
Schaust du vom Marienthal in Richtung Osten, breitet sich vor dir der Neusiedlersee und dahinter die pannonische Ebene aus. Schaust du dagegen auf den Boden, dann siehst du dort Kalksand und vermutlich auch ein paar kleine Kalkbrocken. Einen Meter tiefer findet sich dann Kreide, vor allem im relativ steilen Oggauer Teil des Marienthal, dort wo meine Stöcke stehen.
Das Klima aus dem Osten und der Untergrund sind die entscheidenden Faktoren dafür, dass die eher unscheinbare Mariental zu den besten Blaufränkisch-Lagen des Burgenlands zählt. Warme pannonische Luftmassen, die das Wachstum forcieren, treffen hier auf einen kühlen Boden, der das Wachstum bremst. Aus diesem Spannungsverhältnis entstehen Weine, die sich gleichfalls durch Antagonismen auszeichnen. Immense Kraft wird von lebhafter Säure, mächtiger Gerbstoff und eine robuste, geradlinige Textur von einem intensiven Fruchtspiel abgefedert.
RIED PRATSCHE
Die Pratsche schließt an den Marienthal an und läuft langsam in die Ebene südlich von Oggau aus. Während unten oft feuchte Braunerde den Boden prägt, zeichnet sich der obere Teil durch massive Kalkböden aus. Warme pannonische Winde wehen durch die Weingärten und sorgen für ein ausgeglichenes Wachstum. Blaufränkisch aus der Pratsche, der bei mir unter dem Namen Leithaberg fungiert, setzt mit etwas weniger Gerbstoff und dezenterer Säure den Prolog zur Marienthal.
RIED HAIDSATZ
Die Riede Haidsatz schaut weit in die Geschichte zurück. Du findest sie in Dokumenten aus dem 15. Jahrhundert, wo sie als besonders gute Riede gelobt wird. Besonders für fundierte Weißweine geeignet, musste sie in den Dekaden des burgenländischen Rotweinbooms anderen Rieden das Rampenlicht überlassen. Erst in den letzten Jahren trat sie mit vielschichtigen und ausdrucksstarken Weinen langsam wieder auf die Bühne. Sie ruht auf einem Gemisch aus Kalk und Schiefer, genauer auf einem Kalksockel über einer Schieferplatte. Sie ist in der Mitte des Schützner Steins positioniert, wo sie sich kühlen Nordostwinden öffnet, die die Reife positiv hinauszögern und dem dort beheimateten Pinot blanc eine saftige Textur und ein kräftiges Rückgrat verleihen.
RIED SEEBERG
Die Riede Seeberg ist ein 50 Meter über Schützen und 180 Meter über dem Meer gelegenes Hochplateau. Vor Jahrmillionen lag das Meer noch über der Riede und hinterließ bei seinem Rückzug Fossilien und Muscheln, die heute das Fundament des enormen Kalksockels bilden. Dank seiner geologischen Formation absorbiert der Boden Niederschlag, speichert ihn aber auch perfekt und fördert so die Nährstoffversorgung der Reben. Die topographischen Beschaffung als Plateau garantiert den Reben den ganzen Tag über Sonne und Wind, wärmende und kühlende Effekte, die sich beide im Wein wiederfinden.