In meinen Weingärten stehen ungefähr 100000 Rebstöcke. Auch wenn du es vermessen findest, glaube ich jeden davon zu kennen. Ich habe sie im Winter geschnitten, im Frühjahr ihre Triebe in den Draht gebunden, im Sommer ihre Laubwand an das Wetter angepasst und im Herbst habe ich ihre Trauben gelesen. Natürlich wird mir dabei geholfen. Aber damit mir geholfen werden kann, muss ich die Reben und ihre Bedürfnisse erklären. Und dafür gehe ich immer wieder zu ihnen hinaus, beobachte sie und versuche zu verstehen, was in ihnen vorgeht.

WEINGARTEN

Meine Wein-Gärten sind lebendige Ökosysteme, in denen Reben die Hauptrollen spielen. Was dir selbstverständlich erscheinen mag, basiert auf einem komplexen, miteinander vernetzten Austausch unzähligen Faktoren. Die Basis für alle weiteren Entwicklungen ist der Boden. Ich stärke ihn mit natürlichen Präparate, begrüne ihn, sorge für einen sukzessiven Humusaufbau und schaffe die Voraussetzungen für vitale Verhältnisse unter der Oberfläche. Den Rebwurzeln dringen dadurch leichter in tiefere Erdschichten vor, um dort Nährstoffe aufzunehmen. Gleichzeitig wird Wasser besser gespeichert und der Rebstock nachhaltiger im Boden verankert. Das rege Bodenleben wird aber auch wiederum an der Oberfläche sichtbar. Die pflanzliche Diversität wird von immer mehr Insekten und Schmetterlinge begleitet, die wiederum eine Phalanx gegen potenzielle Schädlinge bilden.

All diese Einflüsse hinterlassen ihre Spuren im Wein, der an Lebendigkeit, Vielschichtigkeit und Tiefe gewinnt.

KELLER

Viele meinen, dass Wein im Weingarten entsteht. Ich meine das nicht. Dort entstehen Trauben, die, möchte man gute oder gar große Weine keltern, gesund und zum richtigen Zeitpunkt gelesen sein müssen. Im Keller übersetzt du die vielstimmigen Eigenschaften der Traube dann in Wein. Die Regie liegt einzig und allein bei mir. Ich treffe die Entscheidungen. Manche davon sind grundlegender Natur: so vergäre ich beispielsweise alle meine Weine spontan. Andere, wie die Wahl des Gebindes, basieren auf persönlichen Erfahrungen wie einzelne Lagen und Rebsorten gedeutet werden müssen. Wieder andere Entscheidungen sind Reaktionen auf den Jahrgang und betreffen Maischestandzeit und Gärtemperatur, den Schwefeleinsatz, die Hefelagerung oder Reifedauer. Den Rest der Zeit beobachte und begleite ich.

Mein Ziel bleibt dabei immer das gleiche: Weine zu keltern, die detailliert, präzis, ausgewogen und unbeschwert von ihrer Herkunft und Sorte erzählen.

Im Keller verwandle ich die Trauben dann in Wein. Dabei versuche ich jedem Weingarten seine Stimme zu geben und seinen Charakter freizulegen. Erfahrung zählt und auch der Mut sich zurückzunehmen und dem Wein seinen eigenen Willen zu lassen.